Sexuelle Orientierung
Die sexuelle Orientierung betrachtet man traditionell als ein Kontinuum zwischen den beiden Polen Homosexualiät und Heterosexualiät, wobei genau in der Mitte der Achse die Bisexualität angesiedelt ist, die keine Präferenz zwischen gleich- und andersgeschlechtlichen Partnern beansprucht. Jeder Mensch, ob Mann oder Frau, könne eindeutig auf dieser Skala beschrieben werden.
Obwohl dieses Schema immer noch Plausibilität besitzt, ist es doch in seiner Fähigkeit zur Beschreibung sexueller Orientierungen eingeschränkt. So kann es keine vergangenen und zukünftigen Entwicklungen darstellen. Es fehlt die Perspektive der Zeit. Es trennt nicht zwischen den psychologischen Erlebnisbereichen: Emotionen, Kognitionen und Verhalten. So kann z.B. eine Person trotz eines heterosexuellen Selbstbildes und heterosexueller Partnerbindung auch homosexuelle Empfindungen und Fantasien haben.
Die sexuelle Orientierung einer Person entzieht sich daher bis heute einer eindeutigen diagnostischen Klassifizierung. Ganz im Gegenteil, die westliche Welt entwickelt gerade eine Vielzahl von neuen Konzepten und Theorien über die sexuelle Orientierung und die sexuelle Identität. Es bleibt daher abzuwarten.