Sexuelle Funktionsstörungen
Sexuelle Funktionsstörungen sind Störungen auf somatischer und/oder psychischer Ebene, die Auswirkungen auf die reproduktiven körperlichen Funktionen haben, im besonderen diejenigen, die den Aufbau von Lust, Erregung und Orgasmus beeinträchtigen.
In Bezug auf sexuelle Lust bzw. Unlust sind das Appetenzstörungen in Form von fehlender (Lustlosigkeit, Asexualität), mangelnder (Hyposexualität) oder gesteigerter (Hypersexualität) Lust. Früher sprach man vom Satyrismus des Mannes oder von der Nymphomanie der Frau.
In Bezug auf sexuelle Erregung sind das Erektile Dysfunktion (früher: Impotenz) bei Männern und nicht ausreichende Lubrifikation (Feuchtigkeit) bei Frauen, was den koitalen Beischlaf schwierig oder unmöglich macht.
In Bezug auf den Orgasmus kann man vor allem den vorzeitigen oder frühen Samenerguss (Orgasmus präcox) des Mannes benennen und als geschlechtsunspezifische Diagnose den ausbleibenden Orgasmus (Anorgasmie) beider Geschlechter.
Zudem zählt man zu den sexuellen Funtionsstörungen Schmerzen der Geschlechtsorgane während des Koitus, die durch den Verkehr hervorgerufen oder begünstigt werden, wie Dyspareunie beim Mann oder Vaginismus bei der Frau. Die Ursachen dafür können vielfältig sein.
Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen können sowohl körperlich als auch seelisch sein, wobei in der Regel eine Mischung aus somatischen, psychogenen und situativen Faktoren verantwortlich gemacht werden kann.
Aufgabe des Therapeuten ist es nun, diese Mischung unterschiedlicher Faktoren zu entwirren, zu benennen und daraus einen Therapieplan abzuleiten, der in der Lage ist, Symptome positiv zu beeinflussen und Leidensdruck zu vermindern.
Bei sexuellen Funktionsstörungen sollte man in der Regel den Hausarzt aufsuchen, um somatische Ursachen einzugrenzen; je nach Rückmeldung durch den Hausarzt auch einen Facharzt für Urlologie, Andrologie oder Neurologie. Die psychischen Anteile der Störungen können dann in einer Sexualtherapie aufgearbeitet werden.
Zur psychologischen Diagnostik gehören die Sexualanamnese (Entwicklung der Sexualität, Solosexualität, sexuelle Erfahrungen, Einstellungen, Beziehung, Partnerschaft und Familie, Konflikte, Belastungsfaktoren, Wünsche, Erwartungen etc.) und gegebenen Falls auch psychologische Tests, die es ermöglichen, Hypothesen über das Störungsgeschehen zu generieren.
Zur psychologischen Behandlung gehören dann Interventionen auf individueller (psychotherapeutischer) und/oder sozialer (paartherapeutischer) Ebene. Somit ist die Sexualtherapie ein Kontext, in dem ärztliche wie psychologische Fachleute zusammenarbeiten und in dem unterschiedliche Behandlungsansätze nicht nur nebeneinander bestehen können, sondern sich auch gegenseitig ergänzen und befruchten.