Sexuelle Präferenzstörungen
Paraphilien
Unter einer Paraphilie oder Störung der sexuellen Präferenz versteht man den dauerhaften sexuellen Drang nach einem ungewöhnlichen Sexualobjekt oder einer ungewöhnlichen Art der sexuellen Stimulierung. Zum Zweck sexueller Erregung werden vorzugsweise oder ausschließlich entsprechende Reizsituationen wiederholt aufgesucht oder in der Fantasie inszeniert.
Die Diagnose einer Paraphilie erfordert neben einigen inhaltlichen und formalen Kriterien per Definition, dass ein Leidensdruck bei der betroffenen Person vorliegt, und/oder dass die Rechte Dritter von den Verhaltensweisen beschnitten werden.
Daher kann man Paraphilien zunächst einteilen in unproblematische, nicht selbst- oder fremdgefährdende Normabweichungen (Devianzen) und problematische Paraphilien, die potentiell zu strafrechtlich relevanten Verhaltensmustern führen können.
Zu den in der Regel unproblematischen Paraphilien gehören zum Beispiel
- Fetischismus
- Transvestitismus
Problematische Paraphilien sind u.a.:
- Sado-Masochismus
- Voyeurismus
- Exibitionismus
- Pädophilie
Problematische Paraphilien sind nicht gleichzusetzen mit sexueller Delinquenz, also sexueller Straffälligkeit durch Kindesmissbrauch, Verbreitung oder Konsum kinderpornographischen Materials, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung, sexuelle Tötungsdelikte u.ä.
Präferenzstörungen werden bei entsprechender Disposition in der Regel bereits im Jugendalter erworben und selbstverstärkend internalisiert und gelten daher heute als nicht behandelbar im Sinne eines vollständigen Verschwindens der Symptomatik. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Der Schwerpunkt bei der Behandlung von sexuellen Devianzen liegt daher im selbstverantwortlichen Umgang mit den entsprechenden Erlebnis- und Verhaltensweisen.
Dazu gehört neben der Kultivierung alternativer Erregungsmuster vor allem ein Risikomanagement bezüglich der rechtlichen, psychosozialen und eventuell gesundheitlichen Folgen des eigenen Handelns.
Negative Auswirkungen in der Partnerschaft können entstehen durch:
- Ausübung von Druck auf den Partner (zu Aktivitäten überreden etc.)
- Provokation negativer Gefühle beim Partner (Abscheu, Mitleid, Verlust von Respekt)
- Erzwingen starrer Abläufe und fester Rollenvorgaben
- Störung sexueller Erregungsprozesse des Partners
- Fehlende Wahrnehmung für die Bedürfnisse des Partners
- Vertrauensverlust durch Geheimhaltung
- ...
Individuelle negative Auswirkungen können sein:
- Schuldgefühle, Selbstverachtung
- Verunsicherung, sozialer Rückzug
- Gesichtsverlust vor Dritten
- Finanzielle Abhängigkeiten
- Kriminalisierung
- Strafe
- ...
Bei unproblematischen wie problematischen Paraphilien geht es in der Therapie nicht um eine Änderung des sexuellen Profils, sondern um einen sozial angemessenen Umgang damit. Bei problematischen Paraphilien bedeutet das, Selbst- und Fremdgefährdung auf ein Minimum zu reduzieren.
Wir beraten darüber hinaus auch die Partner von Betroffenen, um mit der sexuellen Thematik besser umgehen zu können.